Gesellschaftskritik
Viele Künstler:innen blicken kritisch auf unsere Gesellschaft und greifen aktuelle Fragen auf. In ihren Werken kommentieren sie Konflikte, hinterfragen soziale Strukturen oder machen Machtstrukturen in unserer Gesellschaft spürbar. Manchmal laut und provokant, manchmal auch feinfühlig und subtil. Welche Rolle spielen Künstler:innen in unserer heutigen Gesellschaft?
Wie wichtig ist es, sich und anderen den Spiegel vorzuhalten?
Es gibt ein altes Sprichwort, nachdem die Kunst der Spiegel der Gesellschaft ist. Künstler:innen haben – wie jeder Mensch – einen eigenen Blick auf die Welt, der durch Lebenserfahrungen, Denkprozesse und Gefühle gefärbt und geprägt ist. Nicht jede:r macht sich allerdings die Mühe, diesen Blick zu reflektieren, damit zu arbeiten und ihn für andere sichtbar und spürbar zu machen. Für manche Künstler:innen ist es sehr wichtig, das, was sie beobachten, so kritisch darzustellen wie sie es wahrnehmen. Sie distanzieren sich nicht von dem Problem, sondern zeigen, wie sie und wir darin verwickelt sind. Die US-amerikanische Künstlerin Cady Noland zum Beispiel beschäftigt sich immer wieder mit Themen wie Medien und Gewalt in der amerikanischen Gesellschaft.
Was macht für dich eine:n Künstler:in aus?
Welche Rolle haben Künstler:innen deiner Meinung nach in der Gesellschaft? Merkst du, dass du bereits Vorstellungen von diesem Beruf hast? Die Art und Weise wie Künstler:innen selbst ihre Position verstehen, kann sehr unterschiedlich sein. Das zeigt sich auch, wenn sie sich in ihrer Arbeit mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen. Der Künstler Wolfgang Tillmans zum Beispiel ist ein Aktivist unter anderem für die Rechte von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Menschen.
Was zeigt uns ein Blick hinter die Kulissen?
Warum funktioniert unsere Gesellschaft, wie sie funktioniert? Was oder wen schließt sie ein und wen oder was aus? Möchte man das besser verstehen, kann man einen Blick auf die Strukturen werfen, die unser Zusammenleben regeln, sowie die Menschen, die sie entworfen haben, und die Zeit, in der sie entstanden sind. Das hilft einem manchmal zu verstehen, welche Mechanismen unter der Oberfläche wirksam sind. Und auch, wer oder was da eine gewisse Macht ausübt, indem sie entscheiden, wie etwas zu laufen hat und wie nicht. Viele Künstler:innen beschäftigen sich in ihren Werken mit solchen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen, die im Alltag oft unsichtbar bleiben oder aus Gewohnheit nicht hinterfragt werden. Sei es im Bereich der Kultur oder der Kunst, in den Medien oder der Schule.
Was an der Kunst bewegt dich?
Was löst in dir das Bedürfnis aus, deine Begeisterung, Erregung oder Beobachtungen über die Welt mit anderen zu teilen? Viele künstlerische Werke fordern uns heraus und können heftige Diskussionen auslösen. Die Werke wollen Emotionen, Gedanken, Reaktionen in uns hervorrufen. Sie tun dies auf unterschiedliche Weise – mit ihrer Technik, mit den verwendeten Materialien, den hergestellten Verbindungen oder mit dem Dargestellten selbst.
Wie können wir unseren Blick schärfen?
Beschäftigen wir uns länger mit den Werken, die uns ansprechen, entdecken wir immer mehr Details, Zusammenhänge und übergeordnete Themen. Wir üben uns darin, die Botschaften, die Perspektiven und Absichten zu entschlüsseln, indem wir sehen, lesen, hören und unsere Umgebung wach und bewusst wahrnehmen. Die Künstlerin Lucy McKenzie gräbt visuelle oder materielle Details aus der Vergangenheit aus, um etwas über die sozialen Beziehungen zu erfahren, die an ihrer Entstehung beteiligt waren – auch, um diese heute besser zu verstehen.