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Themenwelt

Gesellschaftskritik

Viele Künstler:innen blicken kritisch auf unsere Gesellschaft und greifen aktuelle Fragen auf. In ihren Werken kommentieren sie Konflikte, hinterfragen soziale Strukturen oder machen Machtstrukturen in unserer Gesellschaft spürbar. Manchmal laut und provokant, manchmal auch feinfühlig und subtil. Welche Rolle spielen Künstler:innen in unserer heutigen Gesellschaft?

Wie wichtig ist es, sich und anderen den Spiegel vorzuhalten?

Es gibt ein altes Sprichwort, nachdem die Kunst der Spiegel der Gesellschaft ist. Künstler:innen haben – wie jeder Mensch – einen eigenen Blick auf die Welt, der durch Lebenserfahrungen, Denkprozesse und Gefühle gefärbt und geprägt ist. Nicht jede:r macht sich allerdings die Mühe, diesen Blick zu reflektieren, damit zu arbeiten und ihn für andere sichtbar und spürbar zu machen. Für manche Künstler:innen ist es sehr wichtig, das, was sie beobachten, so kritisch darzustellen wie sie es wahrnehmen. Sie distanzieren sich nicht von dem Problem, sondern zeigen, wie sie und wir darin verwickelt sind. Die US-amerikanische Künstlerin Cady Noland zum Beispiel beschäftigt sich immer wieder mit Themen wie Medien und Gewalt in der amerikanischen Gesellschaft.

Künstler:in Factory

Künstler:in Keith Haring

wurde 1958 in Reading in Pennsylvania in den Vereinigten Staaten geboren und starb 1990 in New York.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Damien Hirst, In This Terrible Moment We Are All Victims of an Environment That Refuses to Acknowledge the Soul, 2002

In dem mehr als acht Meter langen, verspiegelten Regal sind 27 639 Tabletten aufgereiht, an genau definierter Position sorgfältig nebeneinander platziert. Schaut man sich die Pillen genauer an, kommt man nicht umhin, selbst einen Blick in den Spiegel zu riskieren: Glauben auch wir, jede Krankheit und jedes Leiden mit einer passenden Pille behandeln zu können?

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cady Noland, Deep Social Space, 1989

Zahlreiche Objekte sind um drei metallene Gerüststangen herum angeordnet: Kugelgrill, Bierdosen, Burger-Brötchen, amerikanische Flagge, Chips und ein Marlboro-Abfalleimer, dazu einige Insignien des ländlichen Amerika wie Pferdesättel und -decken. Doch die Gerüststangen, die alles rahmen, erzeugen eine beunruhigende, sogar aggressive Stimmung und scheinen jede freie Bewegung zu verhindern.

Was macht für dich eine:n Künstler:in aus?

Welche Rolle haben Künstler:innen deiner Meinung nach in der Gesellschaft? Merkst du, dass du bereits Vorstellungen von diesem Beruf hast? Die Art und Weise wie Künstler:innen selbst ihre Position verstehen, kann sehr unterschiedlich sein. Das zeigt sich auch, wenn sie sich in ihrer Arbeit mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen. Der Künstler Wolfgang Tillmans zum Beispiel ist ein Aktivist unter anderem für die Rechte von lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Menschen.

Künstler:in Factory

Künstler:in Andy Warhol

wurde 1928 in Pittsburgh in Pennsylvania in den Vereinigten Staaten geboren und starb 1987 in New York.

Künstler:in Factory

Künstler:in Wolfgang Tillmans

wurde 1968 in Remscheid geboren. Er lebt und arbeitet abwechselnd in Berlin und London

Künstler:in Factory

Künstler:in Cady Noland

wurde 1956 in Washington, D.C., in den Vereinigten Staaten geboren.

Was zeigt uns ein Blick hinter die Kulissen?

Warum funktioniert unsere Gesellschaft, wie sie funktioniert? Was oder wen schließt sie ein und wen oder was aus? Möchte man das besser verstehen, kann man einen Blick auf die Strukturen werfen, die unser Zusammenleben regeln, sowie die Menschen, die sie entworfen haben, und die Zeit, in der sie entstanden sind. Das hilft einem manchmal zu verstehen, welche Mechanismen unter der Oberfläche wirksam sind. Und auch, wer oder was da eine gewisse Macht ausübt, indem sie entscheiden, wie etwas zu laufen hat und wie nicht. Viele Künstler:innen beschäftigen sich in ihren Werken mit solchen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen, die im Alltag oft unsichtbar bleiben oder aus Gewohnheit nicht hinterfragt werden. Sei es im Bereich der Kultur oder der Kunst, in den Medien oder der Schule.

Künstler:in Factory

Künstler:in Cady Noland

wurde 1956 in Washington, D.C., in den Vereinigten Staaten geboren.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Cady Noland, Deep Social Space, 1989

Zahlreiche Objekte sind um drei metallene Gerüststangen herum angeordnet: Kugelgrill, Bierdosen, Burger-Brötchen, amerikanische Flagge, Chips und ein Marlboro-Abfalleimer, dazu einige Insignien des ländlichen Amerika wie Pferdesättel und -decken. Doch die Gerüststangen, die alles rahmen, erzeugen eine beunruhigende, sogar aggressive Stimmung und scheinen jede freie Bewegung zu verhindern.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Andy Warhol, Triple Elvis, 1963

Elvis Presley war Sänger und Schauspieler und lange Zeit ein Star! Er schlüpfte für den Film „Flammender Stern“ (1960) in die Rolle eines „Gangsters“. Ein Standbild daraus ist Grundlage für das Kunstwerk. Gleich dreimal ist der Hauptdarsteller auf der silberfarbenen Leinwand zu sehen: breitbeinig mit erhobener Pistole, direkt die Betrachter:innen anvisierend. Die serienhafte Wiederholung erreicht Warhol durch die Siebdrucktechnik. Sie wird ein echtes Alleinstellungsmerkmal für den Künstler.

Was an der Kunst bewegt dich?

Was löst in dir das Bedürfnis aus, deine Begeisterung, Erregung oder Beobachtungen über die Welt mit anderen zu teilen? Viele künstlerische Werke fordern uns heraus und können heftige Diskussionen auslösen. Die Werke wollen Emotionen, Gedanken, Reaktionen in uns hervorrufen. Sie tun dies auf unterschiedliche Weise – mit ihrer Technik, mit den verwendeten Materialien, den hergestellten Verbindungen oder mit dem Dargestellten selbst.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Arthur Jafa, Monster, 1988/2019

Arthur Jafa richtet die Kamera direkt auf sein Spiegelbild. Mit seinem durchdringenden Blick starrt er uns an. Der Künstler entwickelt das Foto in menschlicher Größe und konfrontiert so das Selbstporträt noch direkter mit der betrachtenden Person. Bemerkenswert in der Fotografie ist seine Arbeit an der Entwicklung von sensiblen Techniken zur Darstellung von Schwarz- und Dunkeltönen im Film. Im gesamten Bild fließen Schwarz und Weiß ineinander.

Künstler:in Factory

Künstler:in Damien Hirst

wurde 1965 in Bristol in Großbritannien geboren.

Künstler:in Factory

Künstler:in Arthur Jafa

wurde 1960 in Tupelo in Mississippi in den Vereinigten Staaten geboren.

Wie können wir unseren Blick schärfen?

Beschäftigen wir uns länger mit den Werken, die uns ansprechen, entdecken wir immer mehr Details, Zusammenhänge und übergeordnete Themen. Wir üben uns darin, die Botschaften, die Perspektiven und Absichten zu entschlüsseln, indem wir sehen, lesen, hören und unsere Umgebung wach und bewusst wahrnehmen. Die Künstlerin Lucy McKenzie gräbt visuelle oder materielle Details aus der Vergangenheit aus, um etwas über die sozialen Beziehungen zu erfahren, die an ihrer Entstehung beteiligt waren – auch, um diese heute besser zu verstehen.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Lucy McKenzie, Rebecca, 2019

Im Zentrum dieses Bildes steht eine gemalte Schaufensterpuppe. Sie befindet sich in einem Innenraum mit speziell entworfenen Objekten: marmornen, hölzernen und seidigen Materialien, einem Buch über das dramatische Inszenieren von Mode und einem Stadtplan von Glasgow, dem Geburtsort Lucy McKenzies, der zur Tapete wird.

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Keith Haring, Untitled (Subway Drawing), 1983

Für seine „Subway Drawings“ (U-Bahn-Zeichnungen) nutzte Keith Haring leere Werbeflächen, auf deren dunklen Hintergrund er mit weißer Kreide in einem Zug die Umrisse seiner Hauptmotive zeichnete. Auf der rechten Seite des Bildes erscheinen die Umrisse zweier menschlicher Figuren in Comic-Pose und ein Fries aus krabbelnden Babys. Neben der Zeichnung befindet sich das Plakat, das ursprünglich daneben geklebt war: ein Werbeplakat für einen 3-D-Film mit dem Titel „The Man Who Wasn't There“ (Der Mann, der nicht da war).

Kunstwerk Factory

Kunstwerk Andy Warhol, Ladies and Gentlemen (Wilhelmina Ross), 1975

Das Werk auf Papier setzt sich aus mehreren Bildschichten zusammen: dem Druck nach einem Porträtfoto, Folie, farbigem Papier und Klebeband. In der sogenannten Technik der Collage setzt Andy Warhol das Porträt von Wilhemina Ross zusammen. Sie blickt uns mit fesselndem Augenaufschlag in starker Pose an.