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Filmfest München

URANIANS

Zwei Männer liegen in einer innigen Umarmung auf grünen Kohlblättern

Bereits zum vierten Mal kooperieren das Museum Brandhorst und das FILMFEST MÜNCHEN. Die Künstlerin A.L. Steiner präsentiert dieses Jahr URANIANS – ein kuratiertes Film- und Videoprogramm, das queere und weiblich gelesene Sexualität auf der Leinwand feiert, kritisiert und darstellt.

ZUM PROGRAMM

A.L. Steiner kuratiertes Film- und Videoprogramm URANIANS ist mit mehreren Premieren, Hommagen und Wegbereiter:innen eine einzigartige Reise durch Körper, Zeiten und Räume. Es umfasst die futuristischen Cyberpunk-Erzählungen und die Ästhetik von Shu Lea Cheang oder von Bruce LaBruce, mit THE STROLL Kristen Lovells und Zackary Druckers ungewöhnlichen Blick auf die queere und trans-identitäre Vergangenheit des legendären New Yorker Meatpacking District und, mit MAMACRUZ, Patricia Ortegas sensible und mutige Erforschung weiblicher Sexualität im Alter. In ORLANDO, MA BIOGRAPHIE POLITIQUE lässt Philosoph Paul B. Preciado 25 trans und nicht-binäre Personen in die Titelrolle von Virginia Woolfs queerem Roman “Orlando” schlüpfen und sie ihre persönlichen Geschichten erzählen. Im Museum Brandhorst präsentiert A.L. Steiner COMMUNITY ACTION CENTER, ein 69-minütiges soziosexuelles Video, das 2010 aus einer Zusammenarbeit von A.L. Steiner mit A.K. Burns entstand. Danach folgt ein Panelgespräch zwischen A.L. Steiner, Shu Lea Cheang, Bruce LaBruce und Jürgen Brüning.

 

Das Filmprogramm wird nur eine kleine Auswahl an filmischen Arbeiten zeigen können, die Queerness repräsentieren – es leistet Widerstand und wirkt den Forderungen nach heteropatriarchaler Unsichtbarkeit in der Sichtbarkeit auf der Leinwand entgegen.

 

Die Filme von URANIANS werden in Anwesenheit von A. L. Steiner und weiteren Künstler:innen und Filmemacher:innen während des FILMFEST MÜNCHEN (23. Juni bis 1. Juli 2023) in verschiedenen FILMFEST MÜNCHEN Kinos der Stadt gezeigt.

Portrait von Künstlerin A.L. Steiner, die sich mit einer Hand an die Brille fasst

A.L. Steiner

A.L. Steiner schafft mit Konstruktionen aus Fotografie, Video, Installation, Collage, Kollaboration, Performance, Text, Lehre und kuratorischer Praxis Tropen der Verführung, und das alles aus einer skeptischen queeren, ökofeministischen und androgynen Perspektive. Steiner ist Ko-Kuratorin von „Ridykeulous“, Mitbegründerin von „Working Artists and the Greater Economy“ („W.A.G.E.“) und arbeitet mit einer Vielzahl von Autor:innen, Performer:innen, Designer:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen zusammen.

THE STROLL

Der legendäre New Yorker Meatpacking District hat viele Geschichten. THE STROLL erzählt von den PoC Transgender-Frauen, die über Jahre hinweg diese Nachbarschaft geprägt haben. Wo jetzt die reichen Hipster brunchen, formierte sich einst eine Undergroundszene. Hier arbeiteten, lebten, liebten und starben die zahlreichen Trans-Sexarbeiterinnen, die so lange an der Rand der Gesellschaft gedrängt wurden.

USA 2023 | Regie: Kristen Lovell, Zackary Drucker | 85 Min. | Originalfassung

Screening
Frau in einem kurzen Rock steht vor einer roten Mauer, an ihrem Bein lehnt ein Schild auf dem handschriftlich geschrieben steht: Power to the People

ORLANDO, MEINE POLITISCHE BIOGRAFIE

In „Orlando“ (1928) erzählt Virginia Woolf die Geschichte eines jungen Mannes, der am Ende eine Frau ist. Knapp 100 Jahre nach Erscheinen des Romans, der heute als queerer Schlüsseltext gilt, schreibt Philosoph und trans-Aktivist Paul B. Preciado einen filmischen Brief an Woolf und ruft ihr zu: Deine Figur ist wahr geworden, die Welt ist heute voller Orlandos! Preciado lässt 25 trans- und nicht- binäre Menschen in die Rolle Orlandos schlüpfen und sie ihre persönlichen Geschichten erzählen.

Frankreich 2023 | Regie: Paul B. Preciado | 98 Min. | Original mit englischen Untertiteln

Screening

APHRODITE URANIA

Das von A.L. Steiner kuratierte Kurzfilmprogramm APHRODITE URANIA zeigt ausgewählte Werke, die in zwei Jahrzehnten des sozialen Aktivismus, des sprachlichen Wandels, der Porno-Superstrukturen und der künstlerischen Subkulturen entstanden sind. Diese unabhängig produzierten Arbeiten stellen archetypische und hegemoniale Darstellungen von queerer Sexualität in Frage. Die expliziten sexuellen Sehnsüchte, die auf der Leinwand präsentiert werden, sollen das Publikum – als erotische, sinnliche, analytische und neugierige Gruppenerfahrung des „lesbian processing“ – anregen, reizen, amüsieren, unterhalten und herausfordern.

Zu sehen sind Arbeiten von Kajsa Dahlberg, Shine Louise Houston, Lenn Keller, Nyala Moon, Marit Östberg, Peaches mit A.L. Steiner + Lex Vaughn, Jennifer Reeves + MM Serra, Jan Soldat.

Screening

MAMACRUZ

Nur ein Klick und schon landet Cruz, Ehefrau, Mutter einer Tänzerin in spe, Großmutter einer frühreifen Enkelin und strenggläubige Katholikin, auf einer Pornowebseite. Scham überfällt sie, aber die Bilder wecken auch ihr verschütt gegangenes Begehren. Als sie einer Sexualtherapie-Gruppe für Frauen beitritt, kommt sie bei ihrer Suche nach Sinnlichkeit und Selbstliebe allmählich weiter.

Spanien 2023 | Regie: Patricia Ortega | Besetzung: Kiti Mánver, María José Mariscal, Pepe Quero | 90 Min. | Original mit englischen Untertiteln

Screening

HUSTLER WHITE

Ein gewiefter, aber ungeschickter und unfallanfälliger Stricher namens Monti (Tony Ward) wird von einem gutmütigen, aber mürrischen ausländischen Besucher, Jürgen Anger (Bruce LaBruce), verfolgt, der nach L .A. gekommen ist, um seine Memoiren zu schreiben. In HUSTLER WHITE gibt es keine Frauen, keine Drag Queens, keine Drogen und kein Aids – es ist eine gelebte Fantasie.

Deutschland, USA 1996 | Regie: Bruce LaBruce, Rick Castro | Cast: Tony Ward, Bruce LaBruce, Ivar Johnson, Ron Athey, Vaginal Davies | 79 Min. | Originalfassung

Screening
Portrait der Künstlerin Shu Lea Cheang in schwarz/weiß

HOMMAGE SHU LEA CHEANG

Die taiwanesisch-US-amerikanische Künstlerin Shu Lea Cheang lässt ihr filmisches Werk zwischen queerem Kino, Science-Fiction, Pornografie und vernetztem Installations und Performance-Szenario oszillieren. Das Museum Brandhorst und das FILMFEST MÜNCHEN widmen der genre-überschreitenden Künstlerin eine Hommage und zeigen fünf von Cheangs filmischen Arbeiten. Ihr jüngster Spielfilm UKI feiert in München Weltpremiere.

Vier roboterhafte Wesen stehen vor roter Wand

UKI

Shu Lea Cheangs neuster Spielfilm UKI feiert beim Filmfest Weltpremiere. Das Scifi-Viral Alt-Reality- Cinema ist eine Fortsetzung von I.K.U. (2000). Reiko wird den eigenen Körper-Daten beraubt und auf Etrashville – einer riesigen Müllhalde für Elektroschrott – abgeladen. Dort ersteht Reiko als „UKI the Virus“ wieder auf, um ein von der GENOM Corporation entwickeltes Biosystem zu sabotieren, das sexuelle Lust durch Pillen manipulieren will. Defekte Humanoide, Transmutant:innen, Techno- Datenkörper und eine infizierte Stadt schließen sich dem UKI-Virus an. UKI ist eine spannungsgeladene digitale Collage aus durch Gamesoftware generierte CGI-Animation, kombiniert mit Realfilm und visuellen Effekten.

Deutschland, USA 2023 | Regie: Shu Lea Cheang | Cast: Tyra Wigg, Bernard J. Butler, Joey, Asia-James Ryan Ryyves Thomas, Alan Chen | 80 Min. | Original mit deutschen Untertiteln

Screening

FLUIDØ

Shu Lea Cheangs queerer Cypherpunk-Science-Fiction-Film spielt im Jahr 2060, nachdem die Regierung die Ausrottung von AIDS verkündet hat. Doch mutierte HI-Viren haben zu einer neuen Spezies, den ZERO GEN, geführt – zu genetisch entwickelten Menschen mit fließendem Geschlecht, deren Ejakulation das Hypernarkotikum des 21. Jahrhundert ist. Diese Droge verbreitet sich durch Hautkontakt und erzeugt einen süchtig machenden Rausch. Ein neuer Krieg gegen Drogen beginnt, die ZERO GEN werden für illegal erklärt. Sie sind gefangen – zwischen Untergrund-Drogenbossen, geglitchten Superagent:innen, einem intriganten Konzern und einer korrupten Regierung.

Deutschland 2017 | Regie: Shu Lea Cheang | Cast: Candy Flip, Bishop Black, Kristina Marlen, William E. Morris, Alexander Geist | 80 Min. | Original mit deutschen Untertiteln

Screening

I.K.U.

Wir schreiben das Jahr 2030. Die Sexarbeiterin und Replikantin Reiko durchstreift futuristische Metropolen Japans, wo sie auf der Suche nach williger Beute für Sex-Marathons ist. Für den Großkonzern GENOM Corporation sammelt sie als Coderin Orgasmusdaten. Diese dienen der Entwicklung eines Handychips, der den Menschen virtuelle und mobile Orgasmen bereiten soll. Als Reiko sich in einem Nachtclub mit dem rätselhaften „Tokyo Rose“-Virus ansteckt, scheint ihre Mission verloren zu sein. Doch ein System-Restart und Masturbation zur Selbstfindung laden ihren Chip wieder auf. I.K.U. macht dem Cyberpunk-Science-Fiction-Porno mit einer Film-Besetzung aus der Tokioer Nachtclub- und Erotikfilm-Szene, Y2K-era Computergrafiken, viel Sex und Konsumrausch alle Ehre.

Japan 2000 | Regie: Shu Lea Cheang | Cast: Akira, Aja, Miho Ariga | 90 Min. | Original mit englischen Untertiteln

Screening

SEX BOWL

SEX BOWL ist wie ein Musikvideo geschnitten. Die Bilder sind schnell, suggestiv und erotisch aufgeladen, verbinden Sport mit Sex. Sexuell explizite Inhalte wechseln sich mit Fingern ab, die in Bowlingkugeln eindringen, mit Lippen, die an Zehen lutschen. In der Narration und Ästhetik des 1990er-Jahre-Videos zelebriert Cheangs Kurzfilm die Promiskuität und Fetische verschiedener queerer Begegnungen.

USA 1994 | Drehbuch & Regie: Jane Castle & Shu Lea Cheang | 7 Min. | Originalfassung

Screening

SEX FISH

In SEX FISH ist Wasser das verbindende Moment; es tropft, fließt und plätschert und verbindet explizite sexuelle Handlungen mit sexualisierter Natur. Fleischige Fische schwimmen durch das Video, Körper geben sich der Lust hin. Als assoziative Montage aus Oralsex, Cruising in öffentlichen Toiletten und feuchten Gefilden zeugt der Kurzfilm auch von Shu Lea Cheangs New Yorker Umfeld und ihren Kollaborationen dieser Zeit: „SEX FISH was made with friends and lovers, intimate sexing bodies flowing in a sexing fishy vibe,“ so die Künstlerin.

USA 1993 | Regie: Shu Lea Cheang in Kollaboration mit Jane Castle & Ela Troyano | 6 Min. | Originalfassung

Screening

IN KOOPERATION MIT