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Spot On

Brandhorst Flag Commission: Philipp Gufler

bis
Vier von Künstler Philipp Gufler gestaltete Fahnen vor dem Museum Brandhorst

Im Rahmen der „Brandhorst Flag Commission“ werden vier von Philipp Gufler gestaltete Fahnen vor dem Museum präsentiert. In „Urning“ befasst sich der Künstler mit der Sichtbarmachung von queerer Geschichte und Erinnerungskultur und verbindet sie mit aktuellen Debatten.

Ausstellungs­info

Laufzeit

bis

Ort

Außenraum

Kuratiert von

Dr. Monika Bayer-Wermuth

Kunst im Außenraum

Das Museum Brandhorst geht mit der „Flag Commission“ über die Grenzen des Ausstellungsraums hinaus und präsentiert eigens in Auftrag gegebene Kunstwerke in der Nachbar:innenschaft des Stadtbezirks Maxvorstadt. Normalerweise werben die Fahnen, die an der Ecke Türken- und Theresienstraße aufgestellt sind, für die aktuellen Ausstellungen des Museums. Doch für die „Flag Commission“ nutzen Künstler:innen sie als Außenflächen, um Interventionen im öffentlichen Raum zu schaffen.

Philipp Gufler: Urning

Ab September 2023 bespielt der in Amsterdam und München lebende Künstler Philipp Gufler den Ort mit einer neuen Arbeit. Mit seiner charakteristischen Vorgehensweise rekontextualisiert er queere Geschichte in seinen oft textilbasierten Werken. Anstatt komplexe Überlagerungen wie in seinen Siebdrucken auf Stoffen und Spiegeln darzustellen, nutzt er für „Urning“ die visuelle Wirkungskraft des Mediums der Flagge.

 

Auf seinen Fahnen stellt Gufler den Juristen Karl Heinrich Ulrichs in Pop-Art-Ästhetik in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Ulrichs prägte den Begriff „Urning“, der in Anlehnung an den griechischen Gott Uranos erstmals die queere Identität durch eine positive Selbstbezeichnung formulierte. Am Deutschen Juristentag, der am 29. August 1867 im Münchner Odeon stattfand, forderte er Straffreiheit für gleichgeschlechtliche Liebe. Obwohl sich der Begriff „Urning“ nicht durchsetzen konnte, ist Ulrichs zu einer zentralen Inspirationsquelle für die queere Theorie geworden. Gufler verknüpft diese historische Bedeutung mit einer wegweisenden Plakataktion der Initiative Act Up München, die 1995 durch die Proteste der bayerischen Lokalpolitik bekannt wurde. Er aktualisiert die AIDS-Aufklärungskampagne und schafft eine Verbindung zwischen historischem Umgang mit queerer Identität und ihrer Relevanz innerhalb aktueller Debatten.

Der Künstler Philipp Gufler trägt etwas vor und hält ein Mikrofon vor den Mund, er ist in rosa Licht getaucht.

Über den Künstler

Philipp Gufler verbindet in seiner künstlerischen Arbeitsweise verschiedene Medien, darunter Siebdrucke auf Stoff und Spiegel, Künstlerbücher, Performances und Videoarbeiten. Für die Videoinstallation „Projektion auf die Krise. Gauweilereien in München“ (2014) begann er mit seinen Recherchen im selbst organisierten Forum Queeres Archiv München, in dem Gufler seitdem ein aktives Mitglied ist. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und besuchte die Residenz-Programme De Ateliers in Amsterdam, Skowhegan School of Painting & Sculpture in Maine in den USA und Delfina Foundation in London. Zu Guflers Künstlerbüchern gehören: „Projektion auf die Krise. Gauweilereien in München“ (2014/21), „I Wanna Give You Devotion“ (2017), „Indirekte Berührung“ (2017), „Quilt #01–#30“ (2020), „Lana Kaiser“ (2020), „A Shrine to Aphrodite“ (2023) und „Cosy bei Cosy“ (2023).

„Meine Flaggen widmen sich dem Fehlen von queerer Erinnerungskultur – angefangen bei Karl Heinrich Ulrichs bis zu unserer jüngeren Geschichte in den 1980er-Jahren während des Aufkommens von AIDS.“

Philipp Gufler