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Portrait von Namiko Kunimoto
Sprecher:in | Namiko Kunimoto

Tanaka Atsuko: Schaltkreise der Technologie und weibliche Arbeit

Abstrakt

Dieser Vortrag behandelt Atsuko Tanakas (1932–2005) persönliche und künstlerische Auseinandersetzung mit Themen, die für das Japan der unmittelbaren Nachkriegszeit prägend waren: dem umfassenden industriellen Wandel Osakas, der unklaren sozialen Stellung der Frau zur damaligen Zeit, aber auch Tanakas eigenem ambivalenten Verhältnis zur weiblichen Subjektivität.

Der besondere Reiz des „Electric Dress“ (1956) speiste sich zu einem großen Teil aus der unverkennbaren Spannung zwischen der Sphäre des Technikspektakels und dem verletzlichen menschlichen Körper. So wurde aus der Ausschmückung der körperlichen Form ein regelrechtes Sperrfeuer für die Sinne – das strahlende Leuchten des „Electric Dress“ blendete das Auge, seine Sperrigkeit engte den Bewegungsfreiraum ein, die Geräuschkulisse beeinträchtigte die akustische Wahrnehmung, seine Unermesslichkeit war schier überwältigend, und die Hitze verhinderte Berührung. Das Doppelbödige dieses Performancestücks liegt in der Frivolität von Kostüm und Neon-Schauspiel, der die Erzeugung von Hitze und damit verbundene drohende Gefahren entgegenstehen. Tanakas Arbeit erkundet Subjektivität als einen konstruierten Prozess, der auf visuellen Zeichen und körperlicher Darbietung ebenso beruht wie auf dem fließenden Kontext von Industrialisierung, Urbanisierung und dem unaufhaltsamen Vordringen der Technologie in immer weitere Bereiche unseres Alltags.

Über Namiko Kunimoto

Namiko Kunimoto ist außerordentliche Professorin am Department für Kunstgeschichte der Ohio State University. Sie hat sich auf die moderne und zeitgenössische japanische Kunst spezialisiert mit Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Gender, Ethnie, Urbanisierung, Transnationalismus und Nationenbildung. Sie veröffentlichte unter anderem die Essays „Olympic Dissent. Art, Politics, and the Tokyo Games“ im „Asia-Pacific Journal: Japan Focus“ (2018) sowie „Tactics and Strategies. Chen Qiulin and the Production of Space“ im „Art Journal“ (2019). Sie war als Beraterin für die National Endowment for the Arts tätig und ist derzeit Direktorin des Center for Ethnic Studies an der Ohio State University. 2017 erschien ihr Buch „The Stakes of Exposure. Anxious Bodies in Postwar Japanese Art“ in der University of Minnesota Press.