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Portrait von Josef Barla
Sprecher:in | Josef Barla

Technik und Körper zusammen-auseinanderschneiden: Körper-in-Technik und das gespenstische Klima der Materialisierungen

Abstrakt

In „Marx’ Gespenster“ (1993) vermutet Jacques Derrida, dass wir heimgesucht werden könnten von dem Geist, den wir jagen – verfolgt von der Jagd, die wir eben noch angeführt haben. Was aber, wenn die Vorstellung, dass Körper mit ihren Grenzen und Eigenschaften den von ihnen eingegangenen Beziehungen vorausgehen, ein solches Gespenst ist? Was, wenn Technik gar nicht das Andere des Körpers ist und ihn von außen durchdringt, sondern immer schon Teil unserer materiellen Praktiken der Verkörperung gewesen ist? In meinem Vortrag werde ich darlegen, dass das Verhältnis zwischen Körpern und Technologie weniger von Exteriorität oder Konnektivität geprägt ist als vielmehr von einer relationalen Unbestimmtheit, die allein durch agentielle Schnitte oder materiell-diskursive Praktiken, die „zusammen-auseinanderschneiden“ (Karen Barad), aufgelöst wird. Hierfür werde ich zu somatischen Überlegungen des 19. und 20. Jahrhunderts zu Materie, „race“ und Vitalität zurückkehren und sie durch feministische Neomaterialismen lesen, um eine andere Geschichte aufzuzeigen – eine Geschichte, die nicht nur Intra-Aktionen (markierter) Körper mit ihren Technikumgebungen hervortreten lässt, sondern auch das toxische Fortbestehen von Teilen einer gespenstischen Vergangenheit zurückweist. Indem ich epistemische und materielle Begrifflichkeiten herausfordere, die Körper entweder als träge oder als veränderliche Materie fassen (einschließlich damit einhergehender rassistischer Diskurse zu biologischer Unterlegenheit und ontologischer Plastizität), werde ich dafür plädieren, Körper-in-Technik als Orte und Agenten biopolitischer Auseinandersetzungen zu begreifen.

Über Josef Barla

Josef Barla ist Postdoktorand in Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er promovierte an der Universität Wien und hat Forschungsaufenthalte am Science & Justice Research Center der University of California in Santa Cruz sowie an „The Seed Box: A Mistra-Formas Environmental Humanities Collaboratory“ der Linköping University absolviert. Autor von „The Techno-Apparatus of Bodily Production. A New Materialist Theory of Technology and the Body“ (2019, transcript) sowie weiterer Veröffentlichungen zu feministischen Epistemologien, Bio- und Nekropolitik wie auch Technik- und Körpertheorien des Neuen Materialismus.