Tourmaline: Queering History
Museum Brandhorst präsentiert mit „Pollinator“ und „Happy Birthday, Marsha!“ zwei filmische Werke der zeitgenössischen Künstlerin Tourmaline begleitend zur Ausstellung „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“.
Pressemitteilung
Tourmaline ist Künstlerin, Filmemacherin und Aktivistin, die in ihrer Arbeit queere Geschichte neu imaginiert und Wegbereiter:innen ehrt, die sie geprägt haben. Im Rahmen der Ausstellung „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ präsentiert das Museum Brandhorst zwei ihrer filmischen Arbeiten. „Pollinator“ (2022) wird im Medienraum des Museums gezeigt, während der in Zusammenarbeit mit Sasha Wortzel entstandene Kurzfilm „Happy Birthday, Marsha!“ (2018) bei einem Screening mit anschließendem Artist Talk am 22. Oktober in Kooperation mit dem FILMFEST MÜNCHEN aufgeführt wird. Beide Arbeiten kreisen um die berühmte Schwarze trans* Frauen-Aktivistin und Performancekünstlerin Marsha P. Johnson (1945–1992): Zusammen mit Sylvia Rivera gründete sie die trans* Organisation STAR (Street Transvestite Action Revolutionaries) und spielte eine zentrale Rolle bei den Stonewall-Aufständen 1969 in New York – einem Meilenstein der queeren Emanzipationsbewegung. Obwohl sie bereits als Aktivistin bekannt war, porträtierte Andy Warhol sie anonym in seiner „Ladies and Gentlemen“-Serie (1975). Eines seiner beiden Gemälde Marsha P. Johnsons ist in der Ausstellung „Party of Life“ ausgestellt. In Tourmalines filmischen Porträts dagegen wird Johnson als Schlüsselfigur der LGBTQIA+-Community vorgestellt. Ihre Werke eröffnen eine poetische, zeitgenössische Perspektive auf die queere Geschichte und laden gleichzeitig dazu ein, die fortwährenden Fragen nach Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Akzeptanz zu stellen.
Tourmaline: „Pollinator“ (2022)
01. Oktober 2024 bis 26. Januar 2025, Medienraum im Untergeschoss
Im Medienraum des Museums Brandhorst wird von 1. Oktober 2024 bis 26. Januar 2025 erstmals Tourmalines „Pollinator“ (2022) in Deutschland präsentiert. In dem fünfminütigen Kurzfilm bewegt sich die Künstlerin in einem floralen Kleid durch verschiedene Orte in Brooklyn, New York. Die Filmsequenzen wechseln sich ab mit Ausschnitten eines simulierten Weltraumflugs, Aufnahmen des verstorbenen Vaters der Künstlerin sowie Archivmaterial der Gedenkfeier für die trans* Aktivistin Marsha P. Johnson im Jahr 1992. Die eindrucksvollen Bilder verweben Vergangenheit und Zukunft, um queere Held:innen wie Johnson als „Bestäuber:innen“ zu ehren, deren Vermächtnisse weiterblühen. Der Film feiert das Wachstum einer Gemeinschaft und diejenigen, die sie geprägt haben.
Ein Abend mit Tourmaline, Sasha Wortzel und Marsha P. Johnson
Screening und Artist Talk: „Happy Birthday, Marsha!” am 22. Oktober 2024, um 19 Uhr | Film 18+
Am 22. Oktober 2024 findet im Foyer des Museums ein Screening von „Happy Birthday, Marsha!“ (2018) in Kooperation mit dem FILMFEST MÜNCHEN statt. Der gemeinsame Kurzfilm von Tourmaline und Sasha Wortzel ist eine bewegende Hommage an Marsha P. Johnson. In der Verschränkung von Archivmaterial und fiktiven Szenen beginnt der Film an Johnsons Geburtstag und imaginiert die trans* Aktivistin in den Stunden vor den Stonewall-Unruhen von 1969 in New York. In Anschluss an das Screening gibt es ein Gespräch mit den beiden Künstlerinnen, moderiert von Franziska Linhardt, der Kuratorin der Ausstellung sowie Julia Weigl, der Co-Künstlerischen Leitung des FILMFEST MÜNCHEN. (Hinweis: Der gezeigte Film enthält Darstellungen von Gewalt.)
„Wir blicken zurück, um einen Weg nach vorne zu träumen.“ – Tourmaline & Sasha Wortzel
Zu Tourmaline
Tourmaline (1983, Roxbury, Massachusetts, USA) ist eine Künstlerin, Filmemacherin, Autorin und Aktivistin, deren Praxis die Erfahrungen Schwarzer, queerer und trans* Gemeinschaften und deren Fähigkeit, die Welt zu beeinflussen, in den Mittelpunkt stellt. Ihre Filme und Fotografien schreiben gängigen Erzählungen und Kulturgeschichten um, um einen Paradigmenwechsel einzuleiten und sich eine freudvollere Zukunft vorzustellen. Ihre Werke wurden bereits weltweit in bedeutenden Ausstellungen gezeigt, darunter zuletzt auf der Whitney Biennale, New York, Venedig Biennale, im Mudam Luxembourg, im Bronx Museum of the Arts, New York oder im Museum of Modern Art, New York. Ihre Arbeiten sind Teil wichtiger öffentlicher Sammlungen, wie der des Brooklyn Museum, New York; des Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; des Metropolitan Museum of Art; New York; der National Gallery of Victoria, Melbourne oder der Tate Modern, London. Sie ist außerdem Preisträgerin des Guggenheim Fellowship 2021 und des Baloise Kunst-Preises 2022.
Zu Sasha Wortzel
Sasha Wortzel (*1983, Fort Myers, Florida, USA) erforscht in ihren Filmen und erweiterten Formen des Kinos die untrennbare Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart durch Resonanzräume und deren Heimsuchungen. Ihre Arbeiten wurden u. a. im New Museum, New York, dem Museum of Modern Art, New York und auf der Berlinale gezeigt. Als Guggenheim-Stipendiatin 2023 erhielt sie zudem Unterstützung vom Sundance Institute und der Ford Foundation. Werke von Wortzel sind in den Sammlungen des Brooklyn Museum und des Studio Museum of Harlem vertreten. Ihr neuester Film „How to Carry Water“ ist nominiert für den IDA Documentary Award 2023 und wird auf dem Criterion Channel ausgestrahlt.
Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life
Noch bis 26. Januar 2025
Tourmalines Werke werden im Rahmen der Ausstellung „Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life“ gezeigt. Es ist die weltweit erste umfassende institutionelle Ausstellung, die sich beiden Künstlern widmet. Der Titel der Schau ist dem Motto von Keith Harings Geburtstagsfeiern entlehnt: „Party of Life“ erzählt vom Kosmos der 1980er-Jahre, von MTV, Discos, Voguing, Hip-Hop, New Wave und Graffiti. Neben berühmten Schlüsselwerken fokussiert die Ausstellung dabei Film- und Fotoaufnahmen, Archivmaterial sowie Poster, Schallplatten und Alltagsgegenstände. Damit eröffnet die Schau im Museum Brandhorst, das mit über 120 Werken die größte Warhol-Sammlung in Europa und ein wachsendes Konvolut an Haring-Arbeiten beherbergt, neue Blickwinkel auf beide Künstler und ihre Freundschaft. Über 80.000 Menschen haben die Ausstellung in den ersten drei Monaten bereits besucht.
Kuratorin: Franziska Linhardt
Kuratorische Assistenz: Zakirah Rabaney