Michael Krebber
bisUnter dem Titel „Spot On“ werden in zwei Räumen im Erdgeschoss jüngst erworbene Werkblöcke von verschiedenen Künstlerinnen und Künstler gezeigt. Die Einzel- beziehungsweise Zweierpräsentationen wechseln über das Jubiläumsjahr und die dazugehörige Ausstellung „Forever Young – 10 Jahre Museum Brandhorst“ hinweg.
Von 14. September 2019 bis 07. Januar 2020 liegt der Fokus in Saal 0.8 auf Michael Krebber und seinen Malereien und Installationen der 1990er- und frühen 2000er-Jahre, in denen er durch ein Netz aus subtilen Bezügen den Diskurs Malerei und die Kunstgeschichte als solche reflektiert.
Fig.:
Michael Krebber, 4, 2001
Acryl auf Synthetikgewebe
52 x 64 inches (132.1 x 162.6 cm)
Courtesy the artist and Greene Naftali, New York
Erworben 2018, UAB 1213
Ausstellungsinfo
bis
Patrizia Dander
Über die Ausstellung
Die Mehrzahl der hier gezeigten Arbeiten entstammt Michael Krebbers Ausstellung „Der durchschnittliche Speisefisch sagt ADIEU“, die Ende 2001 in Köln stattfand. Der Kritiker Frank Frangenberg schrieb damals: „Was kann der Künstler noch in die Welt setzen, will er seine berühmten Vorgänger nicht mit Ironie und Zynismus überholen? Entweder verbringt er sein Leben damit in zen-artiger Konzentration nur den einen Berg zu malen […]. Oder, wofür Krebber sich entschieden hat, er versteht die künstlerische Tradition als Steinbruch, aus der er seine Brocken herausschlägt, stets auf der Hut vor sich selbst und dem, was er macht.“
Tatsächlich spinnt Krebber ein feines Netz an Bezügen zu Künstlerinnen und Künstlern und Diskursen, wie seine Installation „Was will die Kunst vom Film?“ (2001) zeigt: In der Prospekthülle auf einem der Tapeziertische findet sich die Fotokopie einer Zeichnung von Joseph Beuys, dem „Übervater“ der rheinischen Kunstszene und Verfechter eines radikal erweiterten Kunstbegriffs. Das Schachbrett ruft Marcel Duchamps Leidenschaft für dieses Spiel in Erinnerung; er hatte mit seinen Readymades die Kunst als „Schöpfung“ zu einem Ende gebracht. Und der Titel selbst bezieht sich auf die damalige Ausgabe der Zeitschrift „Texte zur Kunst“, in der es um den drohenden Bedeutungsverlust traditioneller Kunstgattungen angesichts der zunehmenden Verbreitung von Medienkunst geht.
Wie also weitermachen mit dem Malen? Krebbers Bilder sind sparsam mit zeichnerischen und malerischen Markierungen versehen, ganz so, als wollten sie keine „vollendete“ Form finden. Immer wieder scheinen Andeutungen und Kommentare auf den „Steinbruch“ der Kunstgeschichte auf: Konturlinien eines Gesichts im Dreiviertelporträt oder das „Readymade“-Motiv eines Dekostoffs – ein Rekurs auf Sigmar Polke. Auffällig ist, dass die Werkzeuge in den Malereien, Pinsel und Schraubenschlüssel, nur noch an ihren Griffen erkennbar sind – als fände das, worum es eigentlich geht, jenseits des Bildes statt. Vielleicht lassen sich Krebbers Malereien so auch am besten verstehen: als Knotenpunkt, an dem ein ganzes Netzwerk interner und externer Bezugslinien und Bedeutungen zusammenläuft.