Zum Hauptinhalt springen
0
Info
Ausstellung

Site Visit

bis
Untergeschoss Museum Brandhorst mit großem blauen Teppich und Installation mit Scheinwerfern von Madeline Hollander

Wie nutzen Künstler:innen den Ort als Material in ihrer künstlerischen Praxis? Wie setzen sie sich mit institutionellen Ausstellungsräumen und dem Kontext auseinander, aus dem ihre Arbeiten hervorgehen? Wie können wir uns diesen Fragen jenseits von bekannten Formen ortsspezifischer Kunst annähern? „Site Visit“ sucht Antworten und bringt in München, New York, Berlin und Los Angeles lebende Künstler:innen zusammen. Gemeinsam mit einer Gesprächsreihe schafft die Ausstellung einen neuen Rahmen, um zu verstehen, wie Künstler:innen heute arbeiten.

Ausstellungs­info

Laufzeit

bis

Kuratiert von

Giampaolo Bianconi

Pressemitteilung

Site Visit

Über die Ausstellung

„Site Visit“ findet im März 2022 im Patio, im Untergeschoss des Museums Brandhorst, statt. Das Programm umfasst wöchentlich wechselnde Installationen und Künstler:innengespräche. Einen Monat lang stellen die in München arbeitenden Künstler:innen Helin Alas (*1987), Johanna Klingler (*1988), Robert Keil (*1987) und Maria VMier (*1975) im Wochenrhythmus ihre Arbeiten vor. Jeden Dienstag wird eine neue Installation im weitläufigen Patio zu sehen sein. Dabei reichen die künstlerischen Ausdrucksmittel von Malerei und Skulptur bis hin zu Performance und elektronischen Medien. In unterschiedlicher Weise beschäftigen sich die Werke modellhaft mit institutionellen Räumen: durch Einbeziehung und Arbeit mit dem Raum oder aber eine Abkehr von und eine Reibung an ihm.

 

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Veranstaltungsreihe mit den Künstler:innen Cameron Rowland (USA, *1988), Carolyn Lazard (USA,*1987), Haris Epaminonda (Zypern, *1980) und Madeline Hollander (USA, *1986). Im Rahmen von Workshops und Künstler:innengesprächen besteht die Möglichkeit, sich intensiv mit zeitgenössischen künstlerischen Praktiken auseinanderzusetzen. Tagsüber finden Workshops mit Münchner Künstler:innen und Studierenden statt. Abends laden öffentliche Künstler:innengespräche Besucher:innen zur Teilhabe und persönlichen Begegnung ein.

 

Während des gesamten Monats wird Madeline Hollanders neue Installation „Sunrise/Sunset“ (2021) ein wachsames Auge auf den Patio des Museums werfen. Anhand recycelter Autoscheinwerfer zeigt Hollanders Installation das Verstreichen der Zeit rund um den Globus an und bietet einen kontemplativen Horizont für die Reihe lokaler wie internationaler Begegnungen.

Woche 1 | Helin Alas | 8. März - 13. März 2022

Helin Alas hat eine Serie von Zauberstabskulpturen entwickelt, zu denen ein spezieller Zauberspruch gehört. Dieser Spruch kann angewendet werden, um die Macht von Kunst und einem Kunstmuseum für das Allgemeinwohl einzusetzen. Alas verbindet hier das Potenzial eines mystischen und magischen Denkens mit der Tradition der Institutionskritik. Unter Einbeziehung von Sinnen, die sich dem Sichtbaren und Rationalen entziehen, verweist sie auf frühere gemeinschaftliche Funktionen von Kunstwerken in präkapitalistischen Zeiten. Mit ihrer Arbeit erinnert uns Alas daran, wie wir als Einzelne zusammenkommen können, um bessere Welten zu schaffen, die größer sind als wir selbst – ob man nun an Magie glaubt oder nicht. Alas’ Zauberspruch wird während der Laufzeit ihrer Installation ausgeführt. Genaue Daten werden angekündigt.

Woche 2 | Johanna Klingler | 15. März - 20. März 2022

Das Museum entsteht mit der Geburt der Moderne und bringt seither neue Möglichkeiten zur Strukturierung von Wissen, Öffentlichkeit und Freizeit hervor. Als institutioneller Komplex bildet es einen eigenen Kosmos, der kulturelle Konventionen materialisiert und die Besucher*innen in seine physische und ideelle Logik einbindet. Gesellschaftliche Muster werden dabei nicht nur abgebildet, sondern auch sozialisiert. In ihren Malereien und Skulpturen, die im Museum Brandhorst gezeigt werden, verbindet Johanna Klingler diese Eigenschaft des Museums mit vergleichbaren Strukturen von Räumen, die äußerlich entfernt scheinen: der Bar und dem Garten. Gemeinsam ist diesen Orten ihr Status als geschlossener Organismus, der scheinbar unabhängig von den sozialen und materiellen Verhältnissen der Gesellschaft funktioniert. Bei näherem Betrachten wirken die Regeln, die innerhalb dieser Systeme strukturbildend sind, aber auch in der physischen und ideologischen Organisation unserer Realität.

Woche 3 | Robert Keil | 22. März - 27. März 2022

Die Skulpturen von Robert Keil bestehen aus dekonstruierten und neu verdrahteten Spielzeugroboterhunden, die unterschiedliche Bewegungen und Geräusche von sich geben. Verbunden sind sie durch ein Kabelsystem, das sich durch das gesamte Museum zieht. Die Computerhardware der gegenwärtigen, günstigsten Unterhaltungselektronik ist sehr viel fortschrittlicher als die technologischen Ressourcen, die verwendet wurden, um im letzten Jahrhundert Menschen auf den Mond zu schicken. Keil bedient sich dieses gewaltigen Potenzials und schafft einen unheimlichen Organismus, der das gesamte Museum zu einem elektronischen, körperlichen und klingenden Kunstwerk verschaltet.

Woche 4 | Maria VMier | 29. März - 3. April 2022

Für ihre Malereien auf Papier verwendet Maria VMier Pinsel, ihre Hände, Tuschen und Pigmente. Statt auf das Papier aufgetragen, scheinen die geisterhaften Formen ihrer Gemälde unmittelbar einer anderen Sphäre zu entstammen. Schreibbewegungen nicht unähnlich, changieren diese Gestalten zwischen Landschaft und Schrift: rigoros abstrakt und dennoch mit einer verlockenden Andeutung von Lesbarkeit. Um die fragile Beziehung zwischen Künstler:in und Institution zu reflektieren, ergänzt VMier ihre Malereien durch eine Serie von Türklopfern, die an den Wänden des Museums angebracht sind. Die biomorphen Formen der Klopfer wurden von der Künstlerin in Wachs modelliert und dann in Bronze gegossen. Sie wirken abstoßend und anziehend zugleich. An manchen Stellen sind sie auf Hochglanz poliert, an anderen bleiben sie dunkel, scharfkantig und rau, nicht einzuordnen zwischen Frucht, Schmuck, Organ und Alien. Die Türklopfer weisen uns auf verschiedene Möglichkeiten der Zugänglichkeit hin und regen uns an, darüber nachzudenken, welche Räume uns aus welchen Gründen verschlossen sind. Die Besucher:innen sind eingeladen, die Klopfer zu berühren und an die Wände zu schlagen.

Installation aus über 40 kleinen Skultpuren, die auf einem Aluminiumregal an der Wand befestigt sind.
Großformatige, farbige Malereien auf Papier und Bronzeskulpturen an der Ausstellungswand
Großformatige, farbige Malereien auf Papier und Bronzeskulpturen an der Ausstellungswand

Konzept

Künstler:innen beziehen sich heute in vielfältigen und komplexen Weisen, die über das Modell der Ortsspezifität hinausweisen, auf Orte und ihre Bedeutungen. Der Ort – sei er institutionell, historisch oder metaphorisch – spielt eine wichtige Rolle im Schaffen sämtlicher an „Site Visit“ teilnehmender Künstler:innen. Als experimentelle Formen der Auseinandersetzung bieten ihre Praktiken die Möglichkeit, über die Bedeutung des Ortes in der Gegenwartskunst nachzudenken.

Autoscheinwerfer aus 'Sunrise/Sunset' von Madeline Hollander, 2021
Untergeschoss Museum Brandhorst mit großem blauen Teppich und Installation mit Scheinwerfern von Madeline Hollander
Installationsansicht 'Site visit' mit Scheinwerfern von Madeline Hollander

Madeline Hollander, Sunrise/Sunset, 2021

Madeline Hollander hebt in ihrer Arbeit die Choreografien der unsichtbaren Systeme hervor, die unsere Erfahrung formen. „Sunrise/Sunset“ ist eine Live-Installation aus 96 recycelten Autoscheinwerfern, die zusammen eine fortlaufende Weltzeituhr bilden. Die Scheinwerfer stellen eine an der Erdrotation und den globalen Zeitzonen ausgerichtete Karte dar. Während die Sonne rund um den Globus auf- und untergeht, reagieren die Scheinwerfer und beginnen immer dann zu leuchten, wenn – am entsprechenden Ort auf der Welt – die Nacht anbricht und erlöschen, wenn der Tag beginnt. Das Resultat ist ein Bild der globalen Vernetzung, wie sie sich im Zusammenspiel individueller Aktionen, technologischer Automatisierung und dem Kosmos herausbildet. Zur Installation gehört eine eigens dafür geschriebene Komposition von Celia Hollander.

 

Die Installation „Sunrise/Sunset“ (2021) von Madeline Hollander wird während des gesamten Programms im Patio zu sehen sein. „Sunrise/Sunset“ wurde ursprünglich von BMW Open Work von Frieze in Auftrag gegeben.

Erkundungstour

Die meisten Orte in unserer Umwelt sind für bestimme Zwecke gestaltet. Wie wir Räume, wie Museen, Wohnhäuser; Gärten und Bars nutzen, ist nicht nur durch die Planung von Architekt:innen bestimmt - ihre Geschichte, politische und gesellschaftliche Interessen und das räumliche Umfeld spielen bei ihrer tatsächlichen Gestalt eine wichtige Rolle. Die Künstler:innen der Ausstellung erkunden Räume und deren Bedeutung in unterschiedlichen Facetten.

Jetzt mitmachen

Lokal und international

„Site Visit“ wurde vom Museum Brandhorst initiiert, um in München, New York, Berlin und Los Angeles arbeitende Künstler:innen zusammenzubringen. Im Rahmen des Programms haben alle Künstler:innen Gelegenheit, ihre Praxis ausführlich dem Publikum zu erläutern – den Besucher:innen, die innovativsten künstlerischen Positionen der Gegenwart näher zu bringen, ist ein zentrales Anliegen des Museums Brandhorst.

Unterstützt durch

PIN. Freunde der Pinakothek Logo