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Ausstellung

Georg Herold. Multiple Choice

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Ausstellung 'Georg Herold. Multiple Choice' im Museum Brandhorst

Kann man mit Dachlatten und Kaviar Kunst machen? Die Frage dürfte oft verneinendes Kopfschütteln hervorrufen. Georg Herold (*1947) belehrt uns jedoch eines Besseren.

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Über die Ausstellung

Kann man mit Dachlatten und Kaviar Kunst machen? Die Frage dürfte oft verneinendes Kopfschütteln hervorrufen. Georg Herold (*1948) belehrt uns jedoch eines Besseren. In seinen Bildern, Objekten, Multiples und Installationen hat er in den frühen 1980er-Jahren billige Dachlatten und seit 1988/89 wiederholt teuren Beluga-Kaviar verarbeitet. Die banalen Holzleisten spielen bis heute in seinem Werk eine zentrale Rolle, da sie, wie er sagt, „jeder Aussage präzise angepasst werden können“. Während man entsprechende Objekte damals als anti-ästhetisch einschätzte, wurde die Verwendung von Kaviar als Provokation empfunden. Verblüffung wechselte mit mildem Entsetzen und leichtem Ekel. In den letzten 40 Jahren ist ein umfangreiches und komplexes Werk entstanden, das in zahlreichen monografischen und thematischen Ausstellungen im In- und Ausland mit Erfolg gezeigt wurde.

Neben Dachlatten und Kaviarkörnern, die das Werk des Künstlers prägen, hat Herold immer wieder Ziegelsteine, Schnüre, Knöpfe und Nägel verwendet, aber auch Teesiebe, Handtaschen, Nylonstrumpfhosen, Teppiche usw. „Materialien, die eine eigene Sprache sprechen, werden von mir grundsätzlich nicht benutzt. Deshalb suche ich mir ungehobeltes, dummes Material, das keine Fragen aufwirft.“

Wie kaum ein anderer Künstler unserer Zeit hat Georg Herold die Kunst des 20. Jahrhunderts in ihren unterschiedlichen Ausformungen ironisch zitiert, desillusioniert oder ins Absurde verkehrt. Herold ist kein Maler, obwohl er Bilder macht, kein Bildhauer, obwohl er Skulpturen und Installationen schafft, kein Architekt, obwohl er baut. In ihm verkörpert sich die Negation des Künstlertums akademischer Tradition.

Das Konzept der Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Künstler entwickelt, wobei es nahelag, die in der Sammlung Brandhorst vorhandenen Multiples und Skulpturen miteinzubeziehen. Neben jüngsten Werken zeigt die Ausstellung auch ältere Arbeiten, um inhaltliche und formale Zusammenhänge zu verdeutlichen. Einzelne Arbeiten waren in Räumen des Erdgeschosses zu sehen, wo sich die Veranschaulichung von Zusammenhängen und Widersprüchen mit Darstellungen anderer Künstler der Sammlung Brandhorst anbietet, d. h. mit Werken von Sigmar Polke, Joseph Beuys, Eric Fischl, Jannis Kounellis und anderen.

In der Sammlung Brandhorst befinden sich 50 Arbeiten des Künstlers, die das Museum mit ebenso viel weiteren figurativen und installativen Arbeiten bis 2. September präsentierte.

Georg Herold, 1947 in Jena geboren, wurde 1973 bei dem Versuch verhaftet, die DDR zu verlassen. Die BRD kaufte den zu Gefängnis Verurteilten frei. Nach kurzem Aufenthalt in München begann er, bei Sigmar Polke in Hamburg zu studieren, und freundete sich dort mit Werner Büttner, Martin Kippenberger, Albert Oehlen und anderen an. Seit 1999 lehrt er als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Herold lebt und arbeitet in Köln.