Der 1948 in New York geborene amerikanische Maler und Grafiker Eric Fischl zog nach dem Kunststudium in Kalifornien und einem Lehrauftrag in Nova Scotia 1978 nach New York, wo er seither lebt. In den 1980er Jahren entwickelte er die Bildsprache, die ihm zu internationalem Erfolg verhalf. Seine in flächigem Realismus ausgeführten Figuren aus bürgerlichem Milieu befinden sich häufig in zweideutigen Situationen mit oft sexuellen oder gewalttätigen Untertönen. Fischl fordert damit dem Betrachter ein genaues Hinsehen ab, verweigert aber eine Erklärung im Bild. Dieses enigmatische Verfahren hat Vorläufer bei Eduard Manet und Edward Hopper, verrät aber zugleich auch enge Parallelen zur zeitgenössischen Fotografie, mit deren Paradigmen sich Fischls Werk immer wieder auseinanderzusetzen scheint.
Die Sammlung Brandhorst umfasst derzeit fünf bedeutende Gemälde Fischls, die einen Einblick in sein Schaffen seit den frühen 1980er Jahren bis heute geben. Dabei sticht „Daddy's Girl“ von 1984 als frühes Meisterwerk hervor, in dem der Maler das Bild einer glücklichen Familie durch Doppeldeutigkeiten in Frage stellt. Die Viehversteigerung („Cattle Auction“, 1990) zeigt scheinbar eine folkloristische Tanzszene, die suggestiv das Nebeneinander von Vergnügen und Gewalt inszeniert. Mit der Badeszene „Japanese Bath“ (1988) greift Fischl auf Bilderfindungen von Impressionisten wie Edgar Degas zurück, „Living Room No. 3 (Spinning)“ von 2002 hingegen evoziert Bilder von einsamer Zweisamkeit Edward Hoppers. In „Between the Bed and the Chair“ (2001) zeigt Fischl das Bett, aber nicht den Stuhl, von dem der Titel spricht. Das „Dazwischen“ („between“) entpuppt sich als nackte Frau, die ratlos zur Seite schaut, ohne dass der Betrachter erfährt, warum.